Jahresbericht A.L.B.A. 2010

Das Jahr 2010 war nicht einfach für uns, da auch wir sehr unter der spanischen Wirtschaftskrise litten. Viele Menschen, die arbeitslos geworden waren und in ihr Herkunftsland zurückkehren oder ihre Wohnung aufgeben mussten, baten uns, eine neue Familie für ihren Hund oder Katze zu suchen. Aus demselben Grund kündigten auch viele ihre Mitgliedschaft, und die Gemeinden, bei denen wir den Auflesedienst durchführen, schulden uns immer noch bedeutende Summen (weil auch ihnen das Geld ausgegangen ist).

Da wir aber „Kämpfernaturen“ sind und uns nicht so schnell klein kriegen lassen, haben wir einige Initiativen ins Leben gerufen, um die Vermittlung unserer Tiere zu fördern.

 Im Jahre 2010 haben wir insgesamt 1.520 Tiere von der Strasse aufgelesen, hauptsächlich natürlich Hunde und Katzen, aber auch ein Frettchen, einen Adler, eine Eule, einen Papagei, drei Tauben, eine Schildkröte und ein Schaf. Insgesamt sind 761 Tiere vermittelt worden, 90 hatten Mikrochip und konnten ihren Besitzern wieder ausgehändigt werden, und die restlichen Tiere waren hauptsächlich Katzen, die nach Test, Kastration und Impfung wieder in ihren Kolonien ausgesetzt wurden. Ein Teil der Hunde und Katzen wartet noch auf ein Zuhause.

 Ende Februar nahmen wir als Koordinatoren am „1. Tierschutzkongress in Madrid“ teil, der von der AMVAC (Madrider Tierarzt-Vereinigung für Tierschutz) organisiert wurde.

 Nachdem die Madrider Ministerpräsidentin Esperanza Aguirre im März 2010 die Stierkämpfe zum „Kulturgut Spaniens“ erklären wollte, beschlossen wir voller Zorn, gemeinsam mit anderen Tierschutz- und Umweltorganisationen die nationale Bewegung „La tortura no es cultura“  (Tierquälerei ist keine Kultur“) ins Leben zu rufen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Es wurde die gewaltigste Demo gegen Stierkämpfe, die Spanien je gesehen hat! Seitdem arbeiten wir gemeinsam, unterstützt von vielen spanischen Intellektuellen und Künstlern, darauf hin, dass die Stierkämpfe und jede Art von Volksbelustigung zu Lasten der Stiere in Spanien verboten werden.

 Am 11. April fand die „II. Katzen-Kastrationsaktion“ in unserem Tierheim statt, bei der 141 Katzen getestet und kastriert wurden. 81 davon waren weibliche Katzen, so dass die Geburt vieler Babies, die ein grausames Schicksal erwartet hätte, verhindert werden konnte. Diese Aktion ist inzwischen zur Tradition geworden, und viele Leute warten schon ungeduldig auf den Termin für die dritte.

 Mitte Juni nahmen wir zusammen mit anderen Vereinen des Madrider Tierschutzbundes (FAPAM) an der Beschlagnahmung von mehr als 100 Rassehunden teil. Sie hatten unter furchtbaren Umständen in einer Industriehalle in Hühnerkäfigen gelebt. Wer einen dieser Hunde adoptiert hat, weiß, dass die Wunden an ihren Pfoten, die ihnen die Käfigstäbe zugefügt haben, noch nicht verheilt sind.

 Am 1., 2. und 3. Oktober fand das 6. Adoptionswochenende statt, das die Madrider Regierung organisiert. Es wurden rund 30 Tiere vermittelt, und wir fanden durch diese Veranstaltung nicht nur Adoptanten, sondern auch neue Mitglieder, ehrenamtliche Helfer und Mitarbeiter. Die Ausstellung findet in den letzten Jahren im viel besuchten, zentralen Madrider Retiro-Park statt, wodurch wir ein weitaus zahlreicheres Publikum erreichen als in unserem weit abgelegenen Tierheim.

 Mit besonderem Stolz erfüllt uns die Tatsache, dass wir mit dem Ambulanzdienst (VETERCAM) der Madrider Regierung betraut worden sind, der für die Rettung angefahrener und verletzter Tiere zuständig ist. Bis dahin war jedes Mal die Ratlosigkeit – selbst auf Seiten der Polizei – groß, da man nicht wusste, an wen man sich hilfesuchend wenden konnte. Nun endlich kann auch diesen Tieren geholfen werden: Man verständigt die Notrufnummer 112, so dass Carolina, die das Vetercam-Handy 24 Stunden am Tag (d.h. also  auch nachts, wenn es auf ihrem Nachttisch liegt!) rufbereit hält, den Einsatz unverzüglich organisieren kann. Dazu haben wir zwei Tierärzte unter Vertrag genommen, die sich im Schichtdienst abwechseln, und unsere Angestellten, Antonio und Juan, haben die Ausbildung zum Rettungswagenfahrer mit Glanz und Gloria absolviert. Das Projekt VETERCAM ist eine große Herausforderung für uns, aber auch eine zusätzliche, enorme Belastung. Theoretisch können wir die verletzten Tiere im CIAAM-Tierheim (kommunales TH) abliefern, aber auf Grund der dortigen Überfüllung und des Mangels an Tierärzten ist die Versorgung der verletzten Tiere dort nicht ausreichend gewährleistet.

 Bei der ALBA sind dadurch immense Kosten angefallen, und die Zahl der Tiere mit Brüchen und anderen, bleibenden Verletzungen hat dramatisch zugenommen. – Auch wenn das Projekt VETERCAM von der Madrider Regierung finanziert wird, ist es leider oft nicht kostendeckend.

 Dieses Jahr haben wir ca. 35 Anzeigen wegen Aussetzens und Quälereien von Tieren erstattet. Bei fünf Anzeigen kam es schon zur Verurteilung und Erhebung von Geldstrafen von über € 2.000,–, die anderen Verfahren sind noch anhängig.

 Auch in diesem Jahr haben wir wieder an Ultraschall- und Akupunktur-Kursen teilgenommen, die unseren Tieren kostenlos zugute kamen.

 Am Adoptionswochenende 2009 lernten wir die Organisation OYE kennen. Sie setzt sich aus Trainern zusammen, die Hunde zu Signalhunden für Gehörlose ausbilden. Der Hund gibt durch Zeichen zu verstehen, wenn z.B. das Telefon, die Türglocke, der Wecker oder die Mikrowelle etc. ertönen, wenn das Baby weint oder der Hundehalter auf der Straße namentlich angesprochen wird. Sie arbeiten seit über einem Jahr jeden Sonntagvormittag mit unseren Hunden und helfen uns gleichzeitig, sie besser zu verstehen und ihr Verhalten ggf. zu korrigieren. Aus dieser Zusammenarbeit hat sich für die Adoptanten all unserer Hunde die Möglichkeit ergeben, einen Gutschein für eine Schulung durch die OYE-Trainer geschenkt zu bekommen.

 Im Jahre 2010 haben wir weiterhin Schulen besucht und Tierschutzunterricht erteilt. Im Gegenzug dazu kamen auch mehrere Schulklassen verschiedenen Alters in unser Tierheim und zeigten großes Interesse an unserer Arbeit.

 Auch wenn die Zahl der in Madrid vermittelten Tiere im vergangenen Jahr gestiegen ist, sind es noch lange nicht genug, um einen Ausgleich zwischen aufgelesenen und vermittelten Tieren zu schaffen.

 Aus diesem Grunde sahen wir uns gezwungen, 7 Transporte nach Deutschland durchzuführen. Dies war nur möglich, weil wir dort wunderbare Mitarbeiter haben, die sich unserer armen Hunde und Katzen liebevoll annehmen. Wir möchten an dieser Stelle noch einmal hervorheben, dass die Unterstützung von deutscher Seite es der ALBA möglich macht, nachhaltige Veränderungen und Verbesserungen im Tierschutz vor Ort zu erreichen.

 Selbstverständlich gehört die ALBA weiterhin dem Tierschutzrat der Madrider Provinz an, wo wir an der Ausarbeitung des nationalen Tierschutzgesetzes maßgeblich beteiligt sind.

 Wir haben diesen Jahresrückblick so kurz wie möglich gehalten. Was sich allerdings an Einsatz, Arbeit, Emotionen, Kraftaufwand und Nervenstärke dahinter verbirgt, mag sich jeder selbst ausmalen. Nur dies sei noch gesagt: Die ständige Konfrontation mit Grausamkeit, Not, Elend und Leid schafft es täglich aufs Neue, dass wir uns aneinander festhalten und zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammengeschweißt sind. Das ist es, was uns stark macht und uns die Kraft gibt, auch in Zukunft unserem Ruf als seriöser, kompetenter Verein gerecht zu werden – dank der Kombination von Herz UND Verstand!

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